Donnerstag, 6. September 2007

Bisamberg: Ziegen im Dienste der Natur

LIFE-Natur Projekt sichert Lebensräume für seltene Pflanzen-
und Tierarten

Der Bisamberg ist ein ganz wesentlicher Bestandteil des Grüngürtels rund um Wien und steht unter besonderem Schutz. Als Naherholungsgebiet für die WienerInnen sehr beliebt und als Weinbaugebiet über die Grenzen der Stadt bekannt, bietet die höchste Erhebung des nördlichen Wiens aber auch einzigartige Lebensräume etwa für Pflanzen und Tiere, die es unbedingt zu erhalten bzw. weiter zu verbessern gilt. So lautet eine Zwischenbilanz des LIFE-Natur Projektes "Bisamberg Habitat Management", das seit Mitte 2006 läuft. Hauptziele des Projekts sind die Wiederherstellung von Halbtrocken- und Trockenrasenflächen am Bisamberg durch das Zurückdrängen von Büschen, die Verbesserung des Lebensraums für Ziesel und für den Steppen-Beifuß.

Das Projektgebiet umfasst die beiden Natura 2000-Gebiete Bisamberg in Wien und Niederösterreich und hat eine Fläche von 702 Hektar. Die Stadt Wien betreibt das Projekt gemeinsam mit dem Land Niederösterreich und der Marktgemeinde Langenzersdorf. Die Wiener Umweltschutzabteilung (MA 22) und das Forstamt und Landwirtschaftsbetrieb der Stadt Wien (MA 49) entwickeln gemeinsam Pflegemaßnahmen und sind für deren Durchführung zuständig. Mit dem Projektmanagement wurde der Distelverein beauftragt. Das bis 2010 laufende Projekt wird von der EU über LIFE-Natur zu 60 Prozent gefördert und vom Lebensministerium mitfinanziert.

Die Landschaft um den Bisamberg wird seit der Steinzeit vom Menschen geprägt. Bis ca. 1880 für den Weinbau genutzt, wurden die Weingärten durch den Einfall der Reblaus aufgegeben und als Weideland genutzt. Nachdem auch die Weidewirtschaft immer mehr zurückging, drohten Sträucher und Gehölze die für den Bisamberg und die Alten Schanzen typischen Trockenrasen und die damit verbundene Pflanzen- und Tierwelt zu verdrängen.

Orchideenreichtum auf den Trockenrasen

Die Trockenrasen am Bisamberg und auf den Alten Schanzen zeichnen sich durch einen hohen Orchideenreichtum aus. Die größte Orchideenart unter ihnen ist die Adriatische Riemenzunge, die bekannteste wohl der Frauenschuh. Aber auch weniger bekannte Orchideenarten wie Ragwurz und Knabenkraut gedeihen am Bisamberg. Segelfalter und Gottesanbeterin finden auf den Trockenrasen ideale Lebensbedingungen. Auch das Ziesel fühlt sich auf offenen, kurzrasigen Graslandschaften wohl. Um diesen Pflanzen- und Tierreichtum zu erhalten und zu verbessern, müssen die Rasen vom dichten Buschwerk befreit werden.
Ziegen als Landschaftserhalterinnen

Um die Trockenrasen und deren Artenvielfalt erhalten zu können, ist regelmäßige Pflege und eine extensive Nutzung notwendig. Hervorragende Arbeit leisten in diesem Zusammenhang Tiere, die den Boden abgrasen. Im Frühling begann die MA 49 eine Ziegenherde am Bisamberg einzusetzen. Ziegen sind gut geeignet, da sie nicht nur Gras und Kräuter, sondern auch Triebe und Blätter von Sträuchern fressen. Nach einer Eingewöhnungsphase wurden die 13 Ziegen Mitte Juni von den Wiesen um den Magdalenenhof auf die LIFE-Weideflächen umgestellt. Wo vor wenigen Monaten noch Buschwerk die Rasen überwucherte, grasen nun die Tiere. Kleinere Weideeinheiten wurden mit Elektrozaun eingezäunt, bis die Vegetation abgeweidet ist. In den bisher zwei Weidemonaten wurden so bereits drei Weideflächen mit etwa 10.000 Quadratmeter gepflegt. Im Bereich des Magdalenenhofs soll bis November 2007 ein Stall für die Winter-Unterbringung der Ziegen errichtet werden, um eine langfristige Beweidung der Flächen zu ermöglichen.


Homepage, Folder und Schautafeln sollen die Bevölkerung über den naturschutzfachlichen Wert des Bisamberges und über die Ziele des EU-weiten Natura 2000-Netzwerkes informieren.

o Der Folder "Bisamberg Habitat Management" kann bei der Wiener
Umweltschutzabteilung im Internet oder per Telefon bestellt
werden:
Foldertelefon: 01/4000-88220
Internet: www.umweltschutz.wien.at/ o Schautafeln auf der Elisabethhöhe, im Bereich der Falkenwiese
und auf den Alten Schanzen bieten SpaziergängerInnen die
Möglichkeit, sich vor Ort über das Projekt zu informieren.

Vier Natura 2000-Schutzgebiete in Wien

Natura 2000 ist ein EU-weites Netz von Schutzgebieten, in dem jeder Mitgliedsstaat schützenswerte Gebiete von europäischer Bedeutung einbringt. In Österreich sind insgesamt 163 Gebiete als Natura 2000-Schutzgebiete ausgewiesen, vier davon liegen in Wien.

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